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Ein musikalisches Experiment in Deidesheim mit einer Eiche, viel Wein und einer handgemachten Gitarre

Gitarre in Riesling - bitte was?

Eine besondere Gitarre für krebskranke Kinder

Britney Spears, Madonna, Prince – die Liste von Jens Ritters Kundschaft liest sich wie das Who is Who der internationalen Popszene. Der gebürtige Bad Dürkheimer baut Gitarren. In Deidesheim.  Wie kommt man aus Deidesheim heraus an die Topstars der Welt, wie auch Usher oder Jamiroquai? „Keine Ahnung, einfach machen“, sagt Jens Ritter. Der Gitarrenbauer ist noch Autodidakt. Tüftelte als Teenie an kaputten Gitarren rum, schlicht weil ihm in jungen Jahren das Geld für ein neues Instrument fehlte. Jetzt hat er im Herzen von Deidesheim seine Werkstatt hinten im Hof. Dort wird geschliffen und kreiert bis der Holzstaub nur so fliegt.

Einmal Gitarre in Wein, bitte!

„Und da ist sie“, mit diesen Worten öffnet Jens Ritter einen Gitarrenkasten. Darin: Die Riesling-Gitarre. „Das war eigentlich eine Spaßidee“, erinnert er sich. Zusammen mit befreundeten Winzern und Weinfassbauern besorgte er sich eine Eiche. Aus der wurde ein Weinfass und der Korpus des Musikinstrumente gemacht. „Eigentlich ist Eiche kein gutes Klangholz, aber nach einem Jahr im Wein, der viele Gerbstoffe aus dem Material gezogen hat, klingt sie wirklich besser“. Das hat der Gitarren begeisterte Ritter natürlich gleich getestet.

Was vom Riesling übrig blieb

Doch die ganze Aktion soll nicht bloß ein musikalisches Experiment sein. „Wir haben uns entschlossen, den Wein abzufüllen und zu verkaufen. Die Gitarre wird im Februar versteigert“, erzählt Jens Ritter. Und das für einen guten Zweck. Das Geld, was bei der vermutlich zweitägigen Auktion im Internet zusammenkommen wird, soll an die Kinderkrebshilfe gehen. Welche Summe ist zu erwarten? „Eine fünfstellige Summe sollte es schon werden“, hofft Ritter. Der Wert der Gitarre, die ein Jahr in Riesling reifte, ist schwer zu beziffern, dürfte aber bei rund 10.000 Euro liegen.
 

Er hängt an seinen Werken

In seinem Ausstellungsraum glitzern und glänzen seine Lieblingsstücke, sie sind aus seiner Anfangszeit. Zum Teil hat er sie wieder zurück gekauft, anonym per Ebay oder über Dritte. Teilweise schlug er den Besitzern einen Tausch vor. „Ich hab das Modell dann nochmal gebaut und es mit ihnen gegen das alte Original getauscht“, erzählt Ritter. Stolz betrachtet er seine Schätze, seine Erstlingswerke. Ist das nicht ein teurer Spaß, seine eigenen, zum Teil äußerst kostspieligen Gitarren zurück zu kaufen? Ritter lächelt. Ja, das ist es bestimmt, denn das Basis-Modell kostet bei Jens Ritter schon 6.000 Euro. Seine wilden Kreationen, die beispielsweise an einen barocken Sessel oder an einen Skorpionschwanz erinnern, kosten wesentlich mehr.

Kundenschaft „all around the world“

Daneben stehen ganz neue Gitarren, gerade erst fertig geschliffen und von seiner Lackiererei in Bayern wieder zurück geschickt. „Die geht nach Thailand, die nach Amerika, die auch in die USA,…“, so zählt Ritter auf – seine Kundschaft sitzt rund um den Globus verteilt. Und ist zum Großteil anonym. Wie auch der künftige Besitzer der Swarowski-Gitarre im Wert von 48.000 Euro. Bald wird das glitzernde Schmuckstück ausgeliefert. An wen? Das weiß noch niemand außer Ritter selbst, der das edle Stück mit hunderten funkelnden Steinchen besetzt hat – alles Handarbeit. Auch die echt-goldenen Inlays. Wer könnte diese Prachtexemplar wohl bald spielen? Bei welcher Tour soll ein Gitarrensolo mit dieser Gitarre noch mehr strahlen? Wir werden es erfahren… bald!