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Keine Gehaltsforderungen, sonder mehr Personal soll eingestellt werden

Kaum Zeit für die Patienten: jetzt streiken die Pfleger

Hier lest ihr, warum am Donnerstag tausende Pflegekräfte streiken

Zu wenig Kollegen, zu viele Patienten: das ist das Problem der Pfleger - auch in den Krankenhäusern in Baden und der Pfalz. Deswegen gingen am Donnerstag rund 1000 Pflegekräfte in Heidelberg um 14:30 Uhr auf die Straße. Treffpunkt war vor der Chirurgischen Klinik. In Freiburg, Tübingen und Ulm waren auch jeweils um die 1000 Teilnehmer von der Gewerkschaft Verdi im Vorfeld erwartet worden. Mit dem Warnstreik wollten sie ihren Forderungen Nachdruck verleiehen: dabei geht es nicht um mehr Geld, sondern um mehr Zeit für ihre Patienten. Anästhesieschwester Julia Stemmler arbeitet an der Uniklinik Heidelberg - und das meist ohne (Pipi-) Pause, dafür ständig mit Überstunden und sie springt alle Nase lang in ihrer Freizeit ein. Sie ist 28 Jahre alt und seit neun Jahren in dem Beruf, der eigentlich ihr Traumberuf war. Ihre Arbeitsbedingungen findet sie inzwischen aber prekär. Zum Vergleich: in Deutschland kommen im tagesdienst auf einen Pfleger rund zwölf Patienten. In den Niederlanden nur fünf. Was ganz logisch zur Folge hat, die Patienten müssen auf Hilfe und Betreuung viel zu lange warten. Stemmler beschreibt, dass sie Patienten nach einer OP betreut. Da wäre es eigentlich der Sinn und Zweck den Patienten auch länger zu beobachten um sich mit den Ärtzen abzusprechen und so die Genesung zu beschleunigen.

Man darf auch nicht vergessen: in jedem Krankenhaus gibt es Patienten, die schlimm leiden oder nicht mehr gesund werden - das geht an keinem Pfleger spurlos vorbei. Julia Stemmler beschreibt ihren Alltag so, dass sie auch nach dem Dienst kaum Zeit hat, sich körperlich und seelisch zu regenerieren. "Für uns Pfleger soll der Patient im Fordergrund stehen. Wir aberbeiten schließlich nicht mit Datensätzen, sondern mit Menschen", sagt Stemmler. 
Stress, Verantwortung und davon jeden Tag immer mehr: Doch die Verdi-Forderungen der Pflegekräften lauten nicht: mehr Geld.  Anästhesieschwester Julia Stemmler verrät, dass viele ihrer Kollegen sogar freiwillig auf Gehalt verzichten, um dem Druck irgendwie Stand halten zu können. "Die reduzieren dann auf eine Achtzig-Prozent-Stelle, weil die so oft Überstunden machen oder einspringen müssen, dass sie eh wieder auf eine Hundert-Prozent-Stelle kommen von der Arbeitszeit. Aber das ist dann halt weniger als vorher 120 Prozent". Der Betrieb in den Kliniken in Heidelberg, Ulm, Tübingen und Freiburg lief während des Warnstreiks auf Sparflamme weiter - mit ähnlicher Besetzung wie an Feiertagen. Alle Operationen, die aufgeschoben werden konnten, wurden im Vorfeld verschoben.