Diese ägyptische Tonvase ist älter als die Pharaonen
Diese schlichte Vase tauchte im Lager des Mannheimer Oxfam-Shops auf - jetzt ist sie ein bedeutendes Exponat im Reiss-Engelhorn-Museums
Diese schlichte Vase tauchte im Lager des Mannheimer Oxfam-Shops auf - jetzt ist sie ein bedeutendes Exponat im Reiss-Engelhorn-Museums
Was findet man nicht so alles im Keller oder auf dem Spericher: eingewecktes Obst von Uroma, vielleicht noch nen alten Pelzkragen. Eigentlich alter Krempel, den keiner mehr haben will. Aber in letzter Zeit gibt es eine regelrechte Renaissance der Schatzsucher - nicht zuletzt ausgelöst durch das TV-Format "Bares für Rares". In Mannheim ist im Lager vom Oxfam-Shop eine Vase aufgetaucht, die erstmal ziemlich schlicht wirkt. Allerdings war ein Zettel drin. Darauf die Expertise eines Galeristen die besagt, die Vase stamme aus der Zeit um 3500 vor Christus und müsse spätestens in den frühen 80er Jahren nach Deutschland gekommen sein. Sollte man diesen Zeilen Glauben schenken? Die Mitarbeiter des Oxfam-Shops machten das einzig Richtige und holten sich Hilfe bei Gabi Pieke, der wissenschaftlichen Sammlungsleiterin der ägyptischen Abteilung des Reiss-Engelhorn-Museums in den Mannheimer Quadraten. Ihr und der Restauratorin des Hauses war schnell klar: diese Vase ist in der Tat 5500 Jahre alt und alles, was in der Expertise steht, stimmt.
Die Vase ist älter als die Dynastien der Pharaonen und mehrere 10.000 Euro wert
Damit wanderte das Tongefäß ins Museum. Inzwischen ist es ein Exponat der Ausstellung "Ägypten - Land der Unsterblichkeit". Dort ist sie nun Teil der Nachstellung eines typisch-ägyptischen Grabes um 3500 v.Chr.. Die gefundene Vase war damals Standard bei den Grabbeigaben und wurde von den Angehörigen mit Wasser, Wein, Körnern, Getreide oder Obst gefüllt. Es handelt sich um ein sogenanntes prädynastisches Grab, sprich: so wurden in Ägyten die Menschen begraben, noch bevor es Pharaonen gab. Erst mit ihnen beginnen in der Geschichte des Landes am Nil die Dynastien. In der Ausstellung im Reiss-Engelhorn-Museum wurde mit der Vase die Nachbildung einer Sandbestattung - wie es damals üblich war - komplettiert. So brachte man die Verstorbenen damls auf ihre letzte Reise, lange bevor es die Kunst des Mumifizierens gab. Dennoch trat bei den Sandbestattungen oft eine Natur-Mumifizierung ein, die der Trockenheit des Sandes geschuldet ist.
Die Embryonalstellung des Skeletts und die Schüssel in den Händen zeigen, dass die Ägypter auch damals schon an ein körperliches Leben nach dem Tod glaubten. Ganz im Gegensatz zum christlichen Glauben, wo der Verstorbene im Jenseits nichts weltliches mehr benötigt. Die Verstorbenen im alten Ägypten brauchten also noch ihr Skelett, um sich im Jenseits zu bewegen und mussten für das Totenreich mit Nahrung, Getränken, Schmuck, Waffen und - sowohl Männer als auch Frauen - einer Schminkpalette ausgestattet werden. Die siehst Du hier auf dem Foto oberhalb des Rückens: das dunkelgraue, leicht Sichel-förmige Objekt.
Gabi Pieke, die wissenschaftliche Sammlungsleiterin der ägyptischen Abteilung des Reiss-Engelhorn-Museums, meint, dass es gar nicht mal so selten ist, dass wirklich historische Funde auf Dachböden und in Kellern in Baden und der Pfalz schlummern. Also lohnt es sich beim anstehenden Frühjahrsputz auch gleich noch zu entrümpeln - vielleicht findet sich ein Schatz. Der Schatz aus dem Oxfam-Lager in Mannheim kannst Du Dir in der Ägyten-Ausstellung des Reiss-Engehorn-Museums im D-Quadrat ansehen. Die Öffnungszeiten findest Du hier.