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Fledermausbrücke bei Müllheim

Sie sind klein, nachtaktiv und teilweise vom Aussterben bedroht - damit Fledermäuse durch den Aus- und Neubau der Rheintalbahn nicht noch mehr gefährdet werden, hat die Deutsche Bahn jetzt bei Müllheim eine 31 Meter lange und 8 Meter hohe Fledermausbrücke gebaut.

Entlang der Hügelheimer Runs verläuft eine überregional wichtige Flugroute der Fledermäuse. Ihre Tagquartiere liegen am Rande des Schwarzwaldes und in der Vorbergzone. Ihre insektenreichen nächtlichen Jagdquartieren in den Tierställen der Rheinebene und in den Rheinauen. Die Route führt sie dabei über die Bahntrasse bei Müllheim.

Fledermäuse orientieren sich, indem sie Ultraschallsignale aussenden. Die reflektierten Echos z.B. von Bäumen und Sträuchern aber auch von Lärmschutzwänden und Zäunen weisen ihnen dann den Weg.

An der Hügelheimer Runs finden sich die Fledermäuse anhand der Gehölze entlang des Gewässers zurecht. Früher unterquerten sie die Gleise der Rheintalbahn, indem sie durch die alte Unterführung geflogen sind. Dieser Weg wird nun doppelt so lang. Laut eines Umweltbüros würden ihn die Fledermäuse daher in Zukunft nicht mehr nutzen.

An der Hügelheimer Runs baut die Bahn die Strecke von zwei auf vier Gleise aus. Damit steigt auch das Risiko für die Fledermäuse, mit einem Zug zu kollidieren. Ohne eine spezielle Querungshilfe wäre der Fortbestand der Population also gefährdet. Um die Fledermäuse zu schützen, hat die Bahn eine Überführung gebaut. Damit ermöglicht sie den Tieren, die Gleise zu überqueren.

Damit die Fledermäuse die Brücke nutzen, legt die Bahn im Umfeld des Bauwerks Orientierungshilfen an. Neu gepflanzte Gehölze werden so platziert, dass die Fledermäuse über das Bauwerk fliegen. Die alten Leitelemente werden entfernt, um die Fledermäuse auf die neue Route zu lenken. Auf der Brücke entsteht eine Struktur, an der sich die Tiere in ihrem Flug orientieren: Die Gabionen zu beiden Seiten der Brücke werden mit Gehölzen bepflanzt. Auf dem Bauwerk entstehen 2,5 Meter hohe Wände. Sie sind im Bereich der Böschungen begrünt und über der Bahnstrecke mit Holz verkleidet.

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen legt die Bahn auf und um das Bauwerk Magerrasen an. Er ist reich an blühenden Kräutern und offenen Bodenstellen. Das wiederum lockt Insekten an – die Nahrungsgrundlage für Fledermäuse. Sie finden so bereits auf der Fledermausbrücke Nahrung. Dadurch müssen nicht mehr weiter Richtung Viehställe oder Rhein fliegen. Sie verbrauchen weniger Energie, werden dadurch widerstandsfähiger und vitaler. Gleichzeitig profitieren von diesen Flächen auch andere Tierarten, die Insekten fressen.

Gutachter schätzen, dass in Müllheim und Umgebung neun Fledermausarten mit je rund 100 bis 800 Tieren leben.

Fotos: Deutsche Bahn