Wenn das Handball- Starensemble des FC Barcelona in heimischer Halle antritt, dann behalten die Katalanen in aller Regel auch die Oberhand. Nur selten gelingt es einem Gegner, etwas Zählbares aus dem legendären Palau Blaugrana zu entführen. Kein Wunder also, dass den Rhein-Neckar Löwen vor der heutigen Champions-League-Begegnung in Barcelona nicht unbedingt die Favoritenrolle zugeschoben wurde, zumal die Mannschaft von Trainer Nikolaj Jacobsen gestern noch eine schwere Bundesliga- Aufgabe in Leipzig zu erfüllen hatte. Aber die Löwen trotzten den widrigen Umständen, zeigten zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden eine starke Leistung und sicherten sich ein 26:26 (13:13)- Unentschieden. Damit bleibt der Deutsche Meister nach sieben Vorrundenspielen weiterhin ungeschlagen und verteidigt den zweiten Platz in der Gruppe A.
In einer bis zur letzten Sekunde spannenden Partie war es Keeper Andreas Palicka, der mit seiner insgesamt 15. Parade knapp eine halbe Minute vor Schluss den Zähler für die Löwen festhielt und den Badenern damit sogar die Chance eröffnete, im letzten Angriff zum Siegtreffer zu kommen. Andy Schmid scheiterte mit seinem Abschluss jedoch an Barcelonas Schlussmann Gonzalo Peres de Vargas und es blieb bei einer unterm Strich leistungsgerechten Punkteteilung. "Wir hatten heute einen überragenden Andreas Palicka im Tor, eine starke Abwehr und jeder, der rein kam, hat seinen Job perfekt gemacht. Wir haben uns von der Atmosphäre nicht beeindrucken lassen und sind cool geblieben, auch wenn es am Schluss hektisch wurde. Der Punkt ist mehr als verdient, gerade unter diesen Voraussetzungen unglaublich und ich bin sehr stolz auf die Mannschaft", freute sich der Sportliche Leiter Oliver Roggisch nach der Partie.
Grund zur Freude gab es im Lager der Gelb- Blauen in der Anfangsphase jedoch noch nicht, denn der Start in die Partie lief für die Löwen alles andere als vielversprechend. Im zuletzt erfolgreich praktizierten Überzahlspiel im Angriff, dass Coach Nikolaj Jacobsen auch heute über weite Phasen spielen ließ, hakte es zunächst an einigen Ecken und Enden. Chancen wurden vergeben und gleich in den ersten Minuten kassierten die Gäste drei Treffer ins verwaiste Tor. Somit lag Barcelona schnell mit 4:1 vorne, doch die Badener ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen und kämpften sich rein in die Partie. Die Deckung wurde stabiler, im 7 gegen 6 unterliefen den Löwen weniger Fehler und Momir Rnic wurde vorne immer mehr zum Faktor. Bis zur Pause traf der Serbe fünfmal, strahlte mit jedem Tor mehr Selbstbewusstsein aus. So holte der Meister Tor um Tor auf und erzielte mit der Halbzeitsirene den Ausgleich zum 13:13.
In der Anfangsphase des zweiten Abschnitts tat sich Barcelona im Positionsspiel sichtlich schwer gegen die Deckung der Löwen. Dies nutzten die Gäste, um bis zur 39. Minute auf 15:19 vorzulegen. Doch dann leisteten sich die Gelb- Blauen einige Fehler zu viel und die Katalanen kämpften sich wieder heran. Beim Stand von 18:20 zückte Nikolaj Jacobsen die grüne Karte und mahnte in der Auszeit seine Mannen zur Ruhe und bemängelte die überhasteten Anspiele an den Kreis. Die Worte des Dänen zeigten ihre Wirkung, drei Rnic- Treffer sorgten für eine 21:24- Führung der Löwen. Doch Barcelona hatte noch eine taktische Variante parat, verteidigte nun offensiver und brachte die Gäste damit in Bedrängnis. Neun Minuten vor dem Ende erzielten die Hausherren das 24:24. Jacobsen griff noch einmal mit einem Time Out ein, ging weg vom Überzahlspiel und brachte Hendrik Pekeler und Mads Mensah Larsen. Kaum hatten die Badener ihre Taktik geändert, traf Kapitän Andy Schmid zweimal in Folge- 24:26 (54.). Der Sieg schien in greifbarer Nähe zu sein, doch Barcelona kam noch einmal zurück: Mem und Thomas hielten den Titelaspiranten mit ihren Toren auf Kurs- 26:26. Noch gut zwei Minuten waren auf der Uhr, dann eine Schrecksekunde für die Löwen: Gedeon Guardiola knickte um, musste verletzt vom Feld, für ihn rückte Filip Taleski in den Mittelblock. Aber auch ohne ihren Abwehrchef verteidigten die Gäste in der Schlussphase leidenschaftlich und verhinderten einen weiteren Gegentreffer.
Rhein-Neckar Löwen:
Palicka, Appelgren (n.e.)- Reinkind (3), Schmid (5/1), Rnic (8)- Radivojevic (2), Tollbring- Baena (3)- Guardiola (3), Bliznac, Taleski, Groetzki (1), Pekeler (1), Petersson (n.e.), Larsen, Sigurdsson (n.e.).
Nächstes Löwenspiel:
Donnerstag, 16. November, 19 Uhr: MT Melsungen- Rhein-Neckar Löwen (Rothenbachhalle Kassel)