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Toxische Wirkung

Kobaltbelastete Keramik zurückgerufen – So giftig ist das schöne Blau für den Körper

Das Spurenelement Kobalt wird unter anderem für farbige Glasuren von Keramikgeschirr verwendet. Frei von Risiko ist das jedoch nicht. Denn Kobalt wirkt giftig, wenn eine größere Menge in den Organismus gelangt.

Das verdeutlicht auch die aktuelle Rückrufaktion eines deutschen Porzellanherstellers. Dabei wurde an den Trinkrändern blau bemalter Tee- und Kaffeebecher erhöhte Kobalt-Werte gemessen. Möglicherweise löst sich von diesem Rand Schwermetall mit toxischer Wirkung auf den Organismus. 

Kobalt besitzt im Vergleich zu Blei eine vergleichsweise geringere Toxizität. Kleine Überdosen dieser Verbindungen sind für den Menschen kaum giftig. Dosen ab 25 bis 30 mg pro Tag können jedoch zu schweren Schäden führen: Haut-, Lungen-, Herz-, Nieren- und Schilddrüsenschäden können Folgen sein. 

Kobalt-Vergiftung durch Bierschaum

Durch Vorfälle in Kanada und den USA wurden Kobalt-Vergiftungen bekannt. Mitte der 1960er Jahre kam es zu einer Reihe von Fällen einer durch Kobalt ausgelösten Herzmuskelschwäche. Weitere Symptome umfassten Magenschmerzen, Gewichtsverlust, Übelkeit und Atemnot. In Quebec wurden 49, in Omaha 64 Patienten registriert. Dabei betrug die Sterberate 40 Prozent. Autopsien ergaben schwere Schädigungen am Herzmuskel und Leber. 
Dabei auffallend: Alle Patienten waren starke Biertrinker mit einem Konsum von bis zu 3 Litern täglich. Sie konsumierten die Biere lokaler Brauereien, welche ungefähr einen Monat zuvor angefangen hatten, dem Bier Kobalt-Sulfat als Schaumstabilisator beizumischen. Unmittelbar nachdem die Brauereien auf die bis dahin als harmlos geltende Kobalt-Verbindung verzichteten, kamen die Krankheitsfälle zum Stillstand. 

Kobalt-Risiko: Hüftgelenk und Tattoo-Farben

Unter Verdacht als Ursache für eine Kobalt-Vergiftung stehen immer wieder künstliche Hüftgelenke. Allerdings ist umstritten, ob der Metallabrieb tatsächlich organische Schäden verursachen kann. 
Dass Farbpigmente sich in Lymphknoten anreichern könnten, haben im Herbst 2017 Wissenschaftler des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) nachgewiesen. Oft enthalten Tätowierfarben toxische Metalle wie Nickel, Chrom, Mangan oder Kobalt. 

Kobalt steckt in lebenswichtigem Vitamin

In der Natur findet sich Kobalt als Spurenelement in den meisten Böden. Zudem ist Kobalt ein Bestandteil von Vitamin b12, welches für den Menschen lebensnotwendig ist. Herrscht ein Mangel an Vitamin B12, kann dies Blutarmut zur Folge haben. In der Tierproduktion wird sogar dem Futter Kobalt hinzugefügt, falls die Tiere auf kobaltarmen Flächen weiden.

Kobalt hat aber noch eine ganz andere Eigenschaft: Es eignet sich für Blut-Doping. Kobalt-Salze steigern nämlich die Expression des Gens für Erythropoietin (EPO). Sportler könnten also dazu greifen, um die Bildung roter Blutzellen zu fördern.