Es ist eines dieser natürlichen Entwicklungen des Älter-Werdens: Man wird immer eigenständiger und begreift, seine Eltern nicht mehr so sehr zu brauchen wie früher. Wir müssen uns nicht so viel auf sie verlassen, melden uns nicht mehr so viel bei ihnen – und im schlimmsten Fall, leben wir uns komplett auseinander.
Nun stellt sich heraus, dass dies viel größere Konsequenzen für unsere Mütter und Väter haben könnte als gedacht. Tatsächlich, könnte die Zeitdauer, die wir mit unseren Verwandten verbringen, eine ausschlaggebende Rolle für deren Lebensspanne spielen.
Im Jahr 2012 wurde eine Studie der University of California durchgeführt, die herausfand, dass Gesellschaft einen Einfluss auf unsere Lebenserwartung hat.
Die Studie mit dem Titel „Loneliness in Older Persons: A Predictor of Functional Decline and Death“ – zu Deutsch: „Einsamkeit bei älteren Menschen: Ein Anzeichen für funktionellen Verfall und Tod“ – begleitete mehr als 1.600 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 71 Jahren. Dabei stellten sie fest, dass Personen, die sich einsam fühlten, früher starben, als ihre Mitmenschen, die mehr soziale Kontakte knüpften. Sogar im Vergleich mit Faktoren wie der sozio-ökonomische Status und die Gesundheit, starben einsame ältere Menschen viel häufiger mit jüngerem Alter.
In den sechs Jahren der Studie, verstarben knapp 23 Prozent der „einsamen“ älteren Menschen, im Gegensatz zu 14 Prozent derer, die glücklich mit ihrer gesellschaftlichen Situation waren.
„In älteren Menschen wird der gesundheitliche Zustand nicht nur biomedizinische Faktoren, sondern auch durch psychologischen Kummer, beeinflusst“, besagt die Studie. „Einsamkeit ist eine wichtige Komponente des menschlichen Leids, besonders bei älteren Menschen.“
Dies sind ziemlich traurige Erkenntnisse, aber ein ziemlich eindeutiger Hinweis darauf, dass sich jeder von uns öfter aufraffen sollte und mit unseren Eltern in Verbindung bleiben sollte – Vor allem, wenn man das Gefühl hat, der- oder diejenige könnte sich gerade besonders einsam fühlen.
Zudem könnte der enge Kontakt zu unseren Verwandten wie Eltern und Großeltern auch für die jüngeren Generationen vorteilhaft sein. Rosemary Blieszner, eine Professorin der menschlichen Entwicklung in Virginia, erklärt, dass ältere Menschen „ziemlich tolerant für Fehler und Eigenarten ihrer Freunde“ sind – mehr als junge Erwachsene es seien.