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Das Geld könnt ihr euch sparen.

Versicherungen: Welche sind sinnvoll und welche könnt ihr euch sparen!

Es gibt für jedes potentielle Risiko die passende Versicherung, aber immer wieder kommt es vor, dass viele Verbraucher unterversichert sind. Das kann in einem finanziellen Ruin enden. Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bringt Licht ins "Versicherungsdunkel" und weiß, auf welche Versicherungen ihr besser nicht verzichten solltet.

Welche Versicherung braucht jeder?

„Ganz entscheidend ist, dass man sich überlegt: Welche Lebensschläge, die mich treffen könnten, würden mich ruinieren. Und zwar wirklich ruinieren. Nicht nur 100 Euro kosten. Oder 500 Euro kosten. Und dann schaut man, dass man diese Risiken zuerst absichert.“
 
Darüber hinaus gibt es gesetzlich vorgeschriebe Versicherungen, die wir nun einmal zahlen müssen, beispielsweise die Sozialversicherungen, die gesetzliche Kranken-, Pflege- oder Rentenversicherung. Aber auch private Versicherungen, wie die Kfz-Haftpflichtversicherung, wenn man ein Auto besitzt, sind ein Muss.

Welche Versicherungen sind noch ratsam?
„Wenn ich jemanden habe, den ich absichern muss für den Fall meines Todes, dann ist die Risikolebensversicherung wichtig. Risikolebensversicherung. Nicht Kapitallebensversicherung. Bei dieser Risikolebensversicherung zahlt der Versicherer nur dann, wenn der Versicherungsfall - in diesem Fall - der Tod eintritt. Da spart man nichts an. Das ist deshalb sehr sinnvoll, weil dann der Versicherungsbetrag entsprechend niedrig ist.“
 
Welche Versicherung ist ratsam für Familien, für Kinder?
„Die Kinder-Invaliditätsversicherung. Die bezahlt dann, wenn das Kind wegen einer Krankheit oder eines Unfalls invalide wird und dann möglicherweise das ganze Leben lang kein Einkommen hat und nichts verdient. Das heißt, das Kind wäre schon ruiniert, bevor es überhaupt einen Beruf ergreifen kann. Das ist eigentlich von der finanziellen Seite her mit das Schlimmste was passieren kann. Deshalb darauf – für alle, die Kinder haben – großen Wert legen“.
 
Und diese Kinder-Invaliditätsversicherung ist zeitlich unbegrenzt?
„So ist es. Wenn die Kinder Richtung Studium oder auch Richtung Ausbildung gehen, dann kann man überlegen, ob man dann in eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Kinder wechselt. So etwas gibt es auch. Insbesondere in jungen Kinderjahren ist die Kinder-Invaliditätsversicherung sinnvoll, weil da kann man tatsächlich absichern, dass für die Zukunft kein Einkommen kommt, weil das Kind invalide wird – wegen Unfall oder Krankheit.“
 
Was ist denn genau der Unterschied zwischen der Unfallversicherung und der Invaliditätsversicherung für Kinder?
„Die Kinder-Unfallversicherung zahlt nur dann, wenn das Kind wegen eines Unfalles invalide geworden ist und danach nichts mehr verdient. Das ist eben sehr selten. Wenn man die Statistik anschaut, dann ist es so, dass von allen Fällen die dazu geführt haben, dass ein Kind invalide wird, nur ein Prozent auf Unfälle zurückgehen. Aber 99 Prozent krankheitsbedingt sind. Und wenn ich mich jetzt über Kinder-Unfallversicherung absichere – aber das Kind erleidet eine Krankheit und wird dann invalide, bekomme ich vom Versicherer nichts. Deshalb tatsächlich die Kinder-Invaliditätsversicherung, die eben für Unfälle und Krankheiten entsprechend Versicherungsschutz bietet.“
 
Was ist für Sie noch wichtig?
„Beispielsweise jemand, der gerne verreist - insbesondere ins außereuropäische Ausland -, aber auch im europäischen Raum, da ist eine Auslandsreisekrankenversicherung oft sehr sinnvoll. Ein klassisches Beispiel: Man verreist in die USA. Erleidet dort eine Krankheit oder einen Unfall; wird dort möglicherweise ein paar Wochen lang sehr intensiv medizinisch versorgt. Da können fünf bis sechsstellige Beträge anfallen, weil die Kosten in den USA bei Krankenhausaufenthalten und ähnlichem sehr hoch sind. Oder man ist längere Zeit in irgendeinem Urlaubsland ans Krankenhaus gefesselt. Man möchte aber zurückfliegen in die Nähe seiner Angehörigen und würde da beispielsweise mit einem Flugzeug zurückgebracht. Wenn man da nicht versichert ist, können da zigtausend Euro anfallen. Deshalb ist das für jemanden, der verreist eine sehr sinnvolle Versicherung.

Die andere Gruppe ist die, die Vermögen absichert. Beispielsweise weil man Immobilienbesitz hat; ein Haus oder eine Wohnung. Die wird man sicherlich versichern gegen mögliche Gefahren wie Feuer, Sturm, Hagel. Auch sehr wichtig: die Absicherung von Elementarschäden - wie Überschwemmung.

Möglicherweise die Hausratsversicherung. Wenn man einen entsprechend wertvollen Hausrat hat. Und dann – ein bisschen abgestuft – wenn man ein teures Fahrzeug hat, ist auf jeden Fall die Kasko Versicherung bei einem Fahrzeug erwägenswert. Die KFZ-Haftpflichtversicherung ist ja sowieso eine Pflichtversicherung, wenn ich ein Auto habe.“
 
Beim Thema Auto ploppt ja oft die Insassenunfallversicherung auf. Brauche ich die?
„Die Insassenunfallversicherung braucht man regelmäßig nicht. Insbesondere dann, wenn man anderweitig umfassend versichert ist. Zum Beispiel wenn man die Berufsunfähigkeitsversicherung für sich selber und die Invaliditätsversicherung für die Kinder hat, dann brauche ich nicht für die paar Minuten die ich Auto fahre eine Absicherung, weil für die ganzen anderen Stunden des Tages wäre ich dann nicht versichert. Das ist eine Ausschnittsdeckung, die gar keinen Sinn macht. Besser sich für 24 Stunden absichern, dann braucht man solche Versicherungen wie die Insassenunfallversicherung in der Regel nicht.
Mitfahrende sind bereits über die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrers versichert. Der Fahrer selbst ist besser durch eine Berufsunfähigkeits- oder Unfallversicherung geschützt.“
 
Gefühlt schließt gerade jeder eine Zahnzusatzversicherung ab. Ist das sinnvoll?
„Die Zahnzusatzversicherung ist als Teilgebiet der Krankenzusatzversicherung tatsächlich sehr beliebt. Da können durchaus auch höhere Schäden anfallen. Ich würde die Zahnzusatzversicherung aber nicht in die Gruppe der sehr wichtigen Versicherungssparten setzen. Da ist davor zum Beispiel auch noch die Krankenzusatzversicherung für jemand, der sagt „Ich möchte in Bezug auf stationäre Behandlungen zum Beispiel den Chefarzt wählen können oder auch ein Ein- oder Zwei-Bett Zimmer sicher haben“. Da wäre die Krankenzusatzversicherung spannender als eine Zahnzusatzversicherung. Weil da hat man zwar ein Kostenrisiko, das ist aber auch schon selbst beeinflussbar, wenn ich nämlich meine Zähne gut pflege. Also eine Sparte nicht sehr, sehr wichtig. Eine typische „Kann“-Versicherung. Wenn ich alles andere schon abgeschlossen habe - mit einer vernünftigen Versicherungssumme -, so dass ich im Fall der Fälle nicht unterversichert bin, nicht mit ein paar hundert Euro Berufsunfähigkeitsversicherung darben muss, wenn ich alles das habe, dann kann ich solche Versicherungen noch guten Gewissens abschließen. Ansonsten rate ich dazu, dass man die wirklich wichtigen Lebensschläge absichert.“
 
Hand aufs Herz: Zahlen die Versicherungen denn wirklich auch, wenn eine Berufsunfähigkeitsversicherung gebraucht wird?
„Es ist tatsächlich so, dass es in bestimmten Fällen Probleme gab. Man kann aber auf gar keinen Fall, insbesondere bei so wichtigen Versicherungen wie die der Berufsunfähigkeit sagen, die Versicherung zahlt nie. Versicherer zahlen in aller Regel dann, wenn sie bedingungsgemäß bezahlen müssen. Bedingungsgemäß heißt: was steht drin im Kleingedruckten. Mein Tipp: Vor Versicherungsabschluss den Versicherungsvertreter oder - vielleicht noch besser - den Versicherungsberater genau danach fragen, was denn eigentlich versichert ist. Eine gute Versicherungsberatung wird da auf alles eingehen. Wenn ich einen entsprechend breiten und tiefen Vertrag nehme, mit entsprechenden Bedingungen, die dann auch zahlen, dann ist es eben so, dass die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher ist, dass im Fall der Fälle tatsächlich auch eine Leistung fließt. In aller Regel ist es so, dass wenn es Probleme gibt, die in den Bedingungen begründet sind; dass es ein schwacher Tarif ist mit Bedingungen, die dem Versicherer viele Möglichkeiten geben nicht leisten zu müssen. Deshalb: vor Abschluss genau reinschauen. Was schließe ich eigentlich ab? Berufsunfähigkeitsversicherung ist nicht gleich Berufsunfähigkeitsversicherung. Da gibt es ganz viele unterschiedliche Tarife.“