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Das ist die typische Masche!

Betrüger bei Kleinanzeigen: So schützt du dich!

​Erst ist es Bekannten passiert, dann meiner Schwester und schließlich den Nachbarn. Online-Betrug bei Privatkäufen über Paypal. Aber wie genau geht das? Wie kann ich mich schützen? Wir verraten dir, wie du Online-Betrüger erkennen kannst.

Meine Nachbarn, nennen wir sie Tamara und Felix, wollen etwas im Internet kaufen. Sie schauen bei einer bekannten Kleinanzeigen-Seite nach. Das Angebot wirkt sehr verlockend. Sie schreiben dem Verkäufer, man wird sich in dem freundlichen Gespräch schnell über eine für die Käufer sehr angenehme Summe einig. Der Verkäufer bietet Abholung an, da die beiden aber zu weit weg wohnen, möchten sie die Ware versenden. Das Geld möchten sie, zur Absicherung der Zahlung, via Paypal zahlen.
 
Der Coup des Verkäufers
 

Er erzählt, dass er schon oft über Paypal betrogen wurde. Er akzeptiere deswegen Zahlungen nur über die Paypal-Funktion „Freunde und Bekannte“, da müsse er auch keine Gebühren zahlen. Zur Absicherung für die Beiden schickt er ihnen ein Foto seines aktuellen Personalausweises. Tamara und Felix glauben dem Verkäufer, überweisen das Geld.
 
Ab diesem Zeitpunkt: Funkstille!  
 
Der Verkäufer verspricht in knappen Worten die Ware zu versenden, fragt noch kurz nach der Adresse. Danach: Kein Lebenszeichen mehr. Der Artikel verschwindet, kurze Zeit daraufhin auch der Kleinanzeigen-Account. Das Geld ist weg, Paypal unternimmt nichts – die Funktion „Freunde und Bekannte“ habe keinen Käuferschutz. Tamara und Felix erstatten Anzeige. Der vermeintlich gültige Personalausweis ist der Polizei bereits bekannt, die abgebildete Person selbst im Internet betrogen worden.
 
Geld und Ware sind verloren
 
Die Ware hat es natürlich nie gegeben, der Verkäufer hatte nie vor, auch nur irgendwas zu versenden. Die Masche ist nicht neu, aber auf neu gedreht. Wo früher versucht wurde, Geld über einen Money Transfer oder eine Überweisung auf ein ausländisches Bankkonto zu erhalten um dann unterzutauchen, wird heute kurzer Hand Paypal genutzt. Was viele nicht wissen: Die Funktion „Freunde und Bekannte“ ist tatsächlich wie eine ‚normale‘ Überweisung, das überwiesene Geld ist weg. So, als würde ich es einem Fremden auf der Straße in die Hand drücken und mich darauf verlassen, dass er mir zwei Tage später meine Ware zuschickt.  
Ausgeklügelte Betrugsmaschine – ein kriminelles Netzwerk
 
Die Personalausweise, die die Betrüger nutzen, haben sie vorher selbst über die Kleinanzeigen-Seite bekommen. Dort versuchen sie selbst, Gegenstände zu kaufen und verlangen vor der vermeintlichen Abholung oder Überweisung den Ausweis des reellen Verkäufers. Geblendet vom lukrativen Geschäft schicken die Verkäufer gutgläubig Bilder ihres Personalausweises an den Fake-Käufer. Der meldet sich jetzt nicht mehr. Ein gehacktes oder frisch angelegtes Kleinanzeigen-Konto wird nun mit dem Namen des ergaunerten Personalausweises versehen – der Nährboden für die Betrugsversuche ist gelegt.
 
Wie schütze ich mich wirklich?
 
Sei generell Misstrauisch gegenüber unbekannten Verkäufern. Gebe nicht mehr persönliche Daten bekannt, als nötig. Und: Verschicke keine Fotos von sensiblen Daten, wie Bankkarten, Kreditkarten oder Personalausweisen. Sollte ein Angebot zu günstig, um wahr zu sein – ist es das oft auch nicht. Vergleiche die anderen Gebrauchtmarkt-Preise. Warum sollte dieser Artikel so unfassbar günstig sein? Hat der Artikel zudem sehr viele Aufrufe oder Beobachten-Markierungen und ist über einen längeren Zeitraum verfügbar, solltest du auch stutzig werden. Stelle dir generell die Frage: Warum sollten so viele Andere sich den Artikel anschauen, um ihn dann nicht zu kaufen?
 
Wählen Sie eine sichere Zahlungsmethode
 
Überprüfe, wie du zahlen kannst, damit du einen Käuferschutz hast. Nutze Paypal oder paydirekt, ein Bezahlverfahren der Banken und Sparkassen. Somit hast du bei entsprechender Zahlung einen Käuferschutz. Gleiches gilt bei der Bezahlung mit vielen Kreditkarten. Lasse dich nicht darauf ein, wenn der Verkäufer eine Zahlung über ‚Freunde und Bekannte‘, Money Transfer oder als normale Überweisung fordert. Diese sind nicht sicher oder geschützt: Solltest du also keine oder defekte Ware erhalten, kannst du das Geld nicht zurückerstattet bekommen!
Was viele nicht wissen: Bei Überweisungen findet kein Abgleich zwischen dem Empfänger-Namen und der Bankverbindung statt. Ist die Kontonummer richtig, wird die Zahlung in jedem Fall akzeptiert und das Geld wird beim Kontoinhaber abgebucht. Wer wirklich dahinter steckt: Unklar.
 
Was tun bei unsicheren Zahlungsmethoden?
 
Natürlich kommt es vor, dass Verkäufer weder Paypal noch Paydirekt anbieten. Versuche dann auf Paket-Nachnahme auszuweichen. Der Zusteller kassiert den fälligen Betrag zuzüglich einer Servicegebühr bei Auslieferung des Pakets. Vorsicht: Diese Versandmethode ist teurer als normaler Paketversand.
Alternativ kannst du vom Verkäufer eine Legitimation in Form eines Fotos einfordern. Der Personalausweis sollte darauf zu sehen sein. Auf einem darunter liegenden Papier hat der Verkäufer handschriftlich eine von Ihnen erdachte Kombination aus Buchstaben und Zahlen aufgeschrieben. Im Optimalfall ist auf dem Foto auch sein Gesicht zu sehen. Betrüger können dieser Forderung natürlich nicht nachkommen.
Zu 100% sicher bist du nur bei Abholung – bei der die Geldübergabe erst dann stattfindet, wenn du den zu kaufenden Artikel begutachtet und ausprobiert hast.