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Ihr habt uns Eure Fragen geschickt, die Ingo Lenßen für Euch klärt!

Lenßen klärt's: Homeoffice, Impfungen und Urlaub 2021

Wie ist das mit der „Corona-Arbeitsschutzverordnung“? Ist eine Impfpflicht möglich und wie sieht es eigentlich mit dem Urlaub 2021 aus? Viele Hörerinnen und Hörer haben uns Fragen dazu geschickt, die Star-Anwalt Ingo Lenßen nun klärt.

Homeoffice

Darf meine Chefin oder mein Chef mich zum Homeoffice zwingen?

Nein, die Chefin oder der Chef darf das nicht. Der Grundsatz ist, dass das Homeoffice die Vereinbarung zwischen der Chefin und dem Arbeitnehmer voraussetzt. Da müssen beide Seiten damit einverstanden sein.

Kann ich nachträglich Wünsche an die Ausstattung fürs Homeoffice stellen? Einen Bürostuhl, speziellen Laptop und Sachen, die sich im Laufe der Zeit ergeben? 

Der Grundsatz ist, dass der Arbeitgeber alles zur Verfügung stellen muss, was ich als Arbeitnehmer zur Erbringung meiner Arbeitsleistung benötige. Wenn ich selber keinen Laptop habe und ich bin bei der Arbeit auf Laptop angewiesen, dann muss der Arbeitgeber, wenn wir uns beide auf das Homeoffice geeinigt haben, einen Laptop zur Verfügung stellen. Das gilt für den Bildschirm und so weiter. Wenn wir jetzt auf bequemliche Sachen wie ein toller Bürostuhl kommen, dann könnte der Arbeitgeber das Interesse haben, dass ich rückenschonend arbeiten kann und einen vernünftigen Stuhl habe. Das muss er aber nicht. Da kann man sich die Frage stellen, ob ich überhaupt eine Chance habe? Da könnte ich als Arbeitnehmer sagen: ‚Wenn du willst, dass ich im Homeoffice arbeite, dann musst du mir auch einen bequemen Stuhl besorgen.‘ Da also mit ein bisschen Druck arbeiten. Ansonsten kann man sagen, dass man nicht mit dem Homeoffice einverstanden ist.

Immer wieder hören wir von der Homeoffice-Pauschale. Wer ist denn da berechtigt? Wie kann ich das geltend machen?

Ich weiß jetzt nicht, wie hoch die Anforderungen sein werden, die das Finanzamt dafür verlangt. Ich hoffe ja, sie sind nicht ganz so bürokratisch, aber ansonsten kann man sich einfach vom Arbeitgeber eine Bestätigung geben lassen, dass man Homeoffice gemacht hat. Das kann man dann bei der Steuererklärung dazu heften, wenn sie das überhaupt wollen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es durchgewunken wird, wenn jemand sagt, dass man Homeoffice gemacht hat.
Anderen Kosten, wie zum Beispiel Sonderausgaben durch einen neuen Laptop, gehen als weitere Pauschalen durch. Das heißt, man kann als Arbeitnehmer einen Laptop bis zu 1000 Euro anschaffen. Diese Kosten kann man auch gleich in dem Jahr der Anschaffung komplett absetzen. Das halte ich für etwas ganz Attraktives. Da muss man sich genau informieren, was das Finanzamt da als Maßnahmen herausbringt, dass man das zusätzlich zu den 600 Euro Pauschale absetzen kann.

Impfungen 

Kann es rein rechtlich zu einer Corona-Impflicht kommen?

Ich kann es mir aktuell nicht vorstellen, dass es zu einer Impfpflicht kommt. Ich kann mir das deshalb nicht vorstellen, weil sämtliche Politiker sich dagegen ausgesprochen haben. Alle sagen, dass es freiwillig sein müsste. Wie jetzt so ein großer Umschwung kommen soll, das ist für mich schwer erklärbar.

Kann ich Probleme im Job bekommen, wenn ich mich nicht impfen lasse?

Der Arbeitgeber darf, so die aktuelle politische Situation, dich nicht anweisen, dich impfen zu lassen. Denn die Politik hat uns die ganze Zeit gesagt, dass die Impfung freiwillig ist. Jeder kann selbst bestimmen, ob er sich impfen lässt oder nicht.
 
Darf meine Arbeitgeberin oder Arbeitgeber mir ein Geld oder Geschenk dafür bieten, wenn ich mich impfen lasse?

Ich sehe da tatsächlich kein Problem, wenn der Arbeitgeber sagt: ‚Ich biete dir ein kleines Präsent an dafür, dass du dich impfen lässt.‘ Man kann das als unmoralisch bezeichnen. Die Frage ist natürlich, ob ich mich durch so ein Geschenk in meiner grundsätzlichen Haltung beeinflussen lasse.
 
Urlaub

Wenn ich meine Reise auf ein festes Datum in diesem Jahr verschieben musste, muss mir meine Chefin oder mein Chef dann auch den Urlaub genehmigen?

Nein, der Urlaub und der Urlaubsanspruch ist immer davon abhängig, ob der Chef und du darüber Einigkeit gefunden habt. Das heißt, dass der Chef den Urlaub auch genehmigt hat. Du kannst jetzt nicht sagen: ‚Ich musste meine Reise auf den und den Termin umlegen und jetzt habe ich Anspruch den Urlaub an dem Tag auch zu nehmen.‘ Das funktioniert nicht.
 
Was sagst du zu Lock-Angeboten?

Wenn man sich von Anfang an im Klaren ist, dass man da auf Risiko geht, dann ist das ja völlig okay. Also, wenn da so ein tolles Lock-Angebot ist und ich weiß, wenn es klappt, ist es prima, wenn es nicht klappt, hab ich das Geld vielleicht in den Sand gesetzt. Und wenn man damit einverstanden ist, dann kann man das auch machen.
 
Was sind Deine Tipps für die Reiseplanungen 2021? Warten bis Sommer, besser Pauschalreisen buchen? Versicherungen abschließen – auf was achten? 

Die Buchung einer Pauschalreise ist für den Verbraucher etwas einfacher. Wenn ich als Individualreisender zum Beispiel eine Flugreise buche, dann ein Hotel buche und das dann den Bach runtergeht, muss ich bei zwei oder drei Stellen ansetzen, um meinen Reisepreis zurückzubekommen. Wenn ich die Pauschalreise buche, sieht das ganz anders aus. Da kann ich mich nämlich an den Reiseveranstalter wenden und habe nur einen Ansprechpartner. Deshalb würde ich sagen, dass man sich in diesem Jahr eher auf eine Pauschalreise verlassen soll, weil es da einfacher ist, seine Ansprüche später gelten zu machen. Die verfügen auch über die ausreichenden Versicherungen. Wenn ich eine Individualreise bei einer einzigen Person gebucht habe, weil ich ja nicht, ob ich meine Anzahlung so einfach auch zurückbekomme. Oder ob ich nachher auch noch einen Anwalt brauche.

Diese und weitere Fragen beantwortet Ingo Lenßen in unserem Podcast "Dein gutes Recht":
Hier geht's zum Podcast!