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70 Prozent aller Brustkrebs-Erkankungen werden operativ behandelt

Behandlung: Mastektomie – die häufigste Form der Brustkrebsbehandlung

Wird Brustkrebs diagnostiziert muss, je nach Krankheitsbild, schnell gehandelt werden. Chemo- oder Strahlen- oder Hormontherapie kommen bei Betroffenen oft zum Einsatz, an einer OP führt jedoch meist kein Weg vorbei. Ganze 70 Prozent der Erkrankten müssen während ihrer Krankheit eine Mastektomie in Anspruch nehmen.

Was ist die Mastektomie?

Unter der Mastektomie versteht man die chirurgische Entfernung des Brustgewebes, wobei teilweise die gesamte Brust entfernt werden muss. Je nach Tumor kann die Entfernung der Brust ein- oder beidseitig passieren. 

Bei wem wird die Mastektomie angewandt?

Die Entfernung der ganzen Brust ist besonders für die Frau ein extremer Eingriff der starke psychische Probleme hervorrufen kann. Die oft unschönen Narben, die nach der Operation verbleiben, erinnern nicht nur an die Krankheit sondern lösen ein Verlustgefühl in den Betroffenen aus. Einige habe das Gefühl, ihre Weiblichkeit verloren zu haben und können keinen Bezug mehr zu ihrer eigenen Sexualität als Frau finden. 

Daher wird vor einer einfachen oder radikalen Mastektomie das Erscheinungsbild der Krankheit genau geprüft und über mögliche Alternativen, wie etwa der brusterhaltenden Mastektomie, nachgedacht.

Erkranken Männer an Brustkrebs wird immer eine einfache Mastektomie durchgeführt, da die komplette Entfernung ihrer Brust sich weniger auf ihre Psyche auswirkt und gleichzeitig das Risiko auf einen erneuten Ausbruch durch eine vergessene Tumorzelle gesenkt wird. 

Abgesehen von Brustkrebspatienten wird die Mastektomie auch bei Transgender Operationen von Frau zu Mann angewandt. 

Welche Arten der Behandlung gibt es?

Mastektomie bedeutet nicht immer die Entfernung der gesamten Brust. Um es den an Krebs erkrankten Patientinnen möglichst erträglich zu machen, wird viel geforscht und mittlerweile reicht oft eine kleinere Operation aus.

Die prophylaktische Mastektomie: Etwa fünf Prozent der Brustkrebserkrankungen beruht auf einer Gen-Mutation. Eine der bekanntesten vorsorglichen Brustentfernungen ist wohl die von Angelina Jolie im Jahr 2013. Weil in ihrer Familie vermehrt Brustkrebs aufgetaucht ist, ließ sich die Schauspielerin auf die Gen-Mutation BRCA1 und BRCA2 testen. Die Mutation lässt Frauen im Laufe ihres Lebens mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 bis 80 Prozent an Brustkrebs erkranken. Wird also eine Gent-Mutation festgestellt, liegt es in der Entscheidung der Betroffenen, sich einer prophylaktischen Mastektomie zu unterziehen. 

Die einfache Mastektomie: Bei der einfachen Mastektomie handelt es sich um die Entfernung der gesamten Brust. Dabei wird ein Schnitt unterhalb der Brustwarze gesetzt und Brust, Brustwarze, Haut, Fettgewebe sowie der Brustmuskel werden entfernt. 

Die radikale Mastektomie: Diese Methode wird nur dann angewandt, wenn ein Tumorbefall in den Lymphknoten vermutet wird. Da sie extreme kosmetische Folgen mit sich zieht, wird sie äußerst selten angewandt und ist mittlerweile von der modifizierten radikalen Mastektomie abgelöst worden.

Die modifizierte radikale Mastektomie: Sie ist die am häufigsten angewandte Methode der Brustentfernung. Sie besteht, wie die radikale Mastektomie auch, darin, alle Lymphknoten bis unter die Achselhöhle und die gesamte Brust zu entfernen, wobei im so genannten Wächterlymphknoten ein Tumorbefall nachgewiesen werden muss. Der Wächterlymphknoten wird während der Operation durch die Injektion eines leicht radioaktiven Stoffes oder einem Farbstoff ausfindig gemacht. Er ist der erste Knoten der Lymphstrombahn und kann daher über die Gesundheit aller anderen Lymphknoten Auskunft geben. 

Die brusterhaltende, subkutane Mastektomie oder skin-sparing-Methode: Bei der Operation wird hier der Schnitt in der unteren Brustfalte gesetzt und das Gewebe wird entnommen. Der Vorteil ist, dass so Haut und oft auch die Brustwarze erhalten bleiben können und der Wiederaufbau durch Implantate um einiges leichter fällt. Diese Methoden sind jedoch mit dem Risiko verbunden, dass Krebszellen übersehen werden. 

Wann führt kein Weg an der einfachen oder radikalen Mastektomie vorbei?

Für Frauen ist die Entfernung der Brust einer der extremsten operativen Eingriffe überhaupt. Nur unter bestimmten Bedingungen wird daher die gesamte Brust entfernt.

Ist Beispielsweise das Tumor-Brust-Verhältnis so ungünstig, dass eine Entfernung des Tumors gleichzeitig den Großteil der Brust beeinflusst, wird direkt die gesamte Brust entfernt. 

Besonders wichtig ist das großflächige Entfernen von Brustgewebe, wenn sich die Krebsherde bereits in mehreren Bereichen der Brust wiederfinden und somit bei einer brusterhaltenden Operation Krebszellen übersehen werden könnten. Auch bei einem aggressiven und entzündlichen Brustkrebs, wie dem inflammatorischen Mammakarzinom muss eine radikale Mastektomie durchgeführt werden. 

Manchmal ist von der Patientin auch eine komplette Brustentfernung gewünscht, aus Angst von der Krankheit befallene Zellen zu übersehen.

Viele Fragen rund um das Thema Brustkrebs haben uns auch die Chefärzte der Gynäkologie Dr. Edgar Schelble und der Radiologie Dr. Otto Stengele der SRH Kliniken Sigmaringen im Interview beantwortet.

Zudem bietet der Krebsinformationsdienst des DKFZ eine Plattform für alle Fragen zum Thema Krebs - egal ob Betroffene, Angehörige oder Experten. Im Interview erklärt die Leiterin Dr. Susanne Weg-Remers den Krebsinformationsdienst.