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...durch die Ästhetik zur emotionalen Heilung verhelfen

Brustkrebstattoo-Tag 2019 - Diese Frau ruft ihn ins Leben

Silke Plehn organisiert seit mehreren Jahren den Brustkrebstattoo-Tag in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei werden Brustkrebs-Narben in Kunstwerke verwandelt. Nun ermöglicht sie betroffenen Frauen diese Tattoos, indem diese sich für die Aktion bewerben - dieses Jahr am 19. und 20. Oktober 2019.

Silke war selbst einmal an Brustkrebs erkrankt. Heute engagiert sich die aus Wasbek stammende Mutter dreier Kinder mit einem besonderen Projekt für betroffene Frauen. Sie hat die Aktion „Brustkrebstattoos“ ins Leben gerufen, die in den letzten Jahren immer populärer wird. Die Aktion soll betroffenen Frauen nach einer Mastektomie ein hochwertiges Tattoo ermöglichen, das sowohl die körperlichen, als auch die seelischen Narben der Krankheit verdecken und somit durch die Ästhetik bei der emotionalen Heilung helfen.

Die gelernte Apothekerin hat die Auswirkung der Krankheit sowie die positive und befähigende Wirkung einer künstlerischen Selbstbestimmung am eigenen Leib erfahren. Im November 2012 bekam sie die Diagnose Brustkrebs. „Es war ein Zufall, dass der Krebs entdeckt wurde. Zum Glück war der Tumor klein“, erzählt sie gegenüber dem Holsteinischen Courier. Daraufhin hat sie sich einer Brust-Operation und Strahlentherapie bis März 2013 unterzogen. Heute lebt sie frei vom Krebs.
 

Doch die seelische Last nach der physischen Heilung verfolgte sie weiterhin. Die Narben, wo einst ihre Brust war, erinnerten sie tagtäglich an die schwere Erkrankung. Auf ihrer Webseite beschreibt sie ihre Gefühle:

Es gab einen vorgezeichneten, medizinischen Weg und ich bin ihm gefolgt – eine relativ passive Phase. Die Narben an der Brust und dort, wo der Wächterlymphknoten entfernt wurde, verheilten gut. Die Seele nicht so schnell. Nach der OP sah ein Teil meines Körpers nun anders aus als gewohnt.

Daraufhin ließ sie sich ihren "eigenen Krebs" tätowieren - dort wo die Krankheit einmal gewesen war, sitzt nun das Bild eines roten Krebses. Nun will sie auch anderen Frauen helfen, „einen selbstbestimmten ästhetischen Abschluss“ zu finden. Sie begann zu recherchieren und fand im Netz die Organisation Personal Ink (P.Ink.org.) in den USA und informierte sich dort über Narben verdeckende Tätowierung. Darauf basierend, verfolgte sie das Ziel, ein Netzwerk zu erstellen, wodurch betroffene Frauen qualifizierte Tätowierer, die Erfahrung mit Narben-Tattoos haben, in ihrer Region zu finden.

Im Jahr 2014 erstelle Silke die Website www.brustkrebstattoos.de, eine Facebook-Seite und ein Instagram-Profil für den deutschsprachigen Raum. Was als kleine Diskussionsrunde begann, ist mittlerweile zu einer oft genutzten Plattform für Fragen und eigenen Erfahrungsberichten.
  
Als Silke selbst einen Gutschein für ein Tattoo gewann, verschenkte sie diesen an eine Frau weiter, die sich ein solches Brustkrebstattoo selbst nicht leisten konnte – immerhin kann so ein Kunstwerk zwischen 700 und 1000 Euro kosten. Da die Krankheit für viele Betroffene bedeutet, ihren Beruf nicht mehr vollständig nachgehen zu können, sind solche Summen oftmals finanziell nicht zu stemmen.

Im Oktober 2016 war dann die Idee geboren: Die damals 55-Jährige veranstaltete den ersten Brustkrebstattoo-Tag zusammen mit fünf Tätowierern. Diese tätowierten jeweils eine betroffene Frau kostenfrei – quasi als Spende.  Am 14. Und 15. Oktober 2017 folgte dann der zweite Brustkrebstattootag – mit deutlich größerem Umfang. Es nahmen 58 Tätowierer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz teil.
 

 Brustkrebstattoo-Tag 2019

Auch in diesem Jahr findet der Brustkrebstattoo-Tag wieder statt: Am 19. und 20. Oktober 2019. Silke hat für das diesmal vierte Event bereits 20 Künstler-Zusagen für die Aktion, darunter auch Tätowiererinnen und Tätowierer aus Weinheim, Bisingen und Frankfurt.  Bis zum 21. Juli kann man sich noch für ein Tattoo bewerben, am besten unter [email protected]. Eine Liste aller teilnehmenden Künstler findet man auf der Website.

Die Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Narben bereits zwei Jahre verheilt sind. Zudem sollte vorher mit dem behandelnden Arzt besprochen sein, ob aufgrund des Gesundheitszustandes, einer Medikamenteneinnahme, des Hautzustandes oder eventueller Lymphprobleme eine Tätowierung durchgeführt werden darf.

Silke Plehn stellt den Kontakt zwischen den Gewinnerinnen und dem Künstler her. Wichtig ist, dass die Frauen auch bereit sind, ein Bild des neuen Kunstwerkes zu veröffentlichen. Denn die Aktion soll vielen weiteren Frauen Mut machen.