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Auch die Asiatische Tigermücke breitet sich aus

Droht uns eine Mückenplage? Dr. Becker vom KABS spricht

​Mücken sind lästig, egal ob im Zimmer, der Wohnung oder dem Garten. Vor allem im Sommer stören uns die Insekten beispielsweise beim gemütlichen Grillen am See. In Deutschland gibt es heute 53 Arten der Plagegeister. Viele Menschen befürchten, dass es auf Grund des starken Schneefalls in den Alpen und des besonders milden Klimas zu Hochwasser am Rhein kommt. Die Folge: Eine Mückenplage. Doch ist das wirklich wahrscheinlich?

KABS kümmert sich

Erst hört man ein leises Summen und dann ist es auch schon passiert: Ein Mückenstich. Der ist besonders unangenehm und kann oft noch mehrere Tage jucken. Damit die ungeliebten Stechmücken nicht zu einer Plage werden, gibt es bei uns die KABS. Die „Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V.“  ist ein Verband mit Sitz in Speyer, der Stechmücken im Rheingebiet bekämpft. Dr. Norbert Becker, der wissenschaftliche Direktor des Vereins, hat mit uns über das Thema Stechmücken gesprochen.

Droht eine Plage?

Droht uns wegen des heißen Sommers eine Schnakenplage? Darüber kann man keine genaue Prognose abgeben, so Norbert Becker. Allerdings sagt er auch, die Vorzeichen für Schnaken-Bekämpfer seien momentan ungünstig. Denn: Stechmücken brauchen für ihre Entwicklung zwei wichtige Dinge: Wasser und Wärme. Da in den Alpen momentan viel Schnee fällt, der schließlich auch schmilzt, steigt die Hochwassergefahr am Oberrhein - und genau das lieben die Plagegeister. Allerdings darf es für sie auch nicht zu kalt sein. Momentan schlüpfen die Larven der Mücken noch nicht, gegen die Kälte sind sie trotzdem gewappnet. Die Larven können nämlich Temperaturen von bis zu minus 25 Grad aushalten. Wenn es wieder wärmer wird, das Thermometer über 10 Grad anzeigt und es dazu noch Hochwasser gibt, dann ist das für die Insekten optimal. In diesem Fall können – ohne Bekämpfung – 200 Millionen Larven schlüpfen, so Becker.

KABS ist gewappnet

Allerdings schließt der Experte eine Plage aus. Sollte es im März bei Temperaturen über 10 Grad Hochwasser geben, hätte man einfach mehr zu tun. Die rund 200 Mitarbeiter und zwei Hubschrauber, die entlang des Rheinufers zur Verfügung stehen, würden die Insekten dann so bekämpfen, wie sie es im vergangenen Jahr bereits erfolgreich getan hatte. Heißt: Eine mit den Behörden abgesprochene Bekämpfungsstrategie wird eingesetzt. Es werden also beispielsweise Larven gezählt und dann ab einer bestimmten Anzahl auch die Bekämpfung eingeleitet– natürlich im Einverständnis mit der Naturschutzbehörde, so Becker.

Bekämpfung mit BDI

Laut Becker werden dann zum Beispiel die Brutplätze der Insekten kontrolliert und die Mücken schließlich mit BDI bekämpft. Der Eiweißstoff richtet sich nur an die Larven der Mücken, alles andere bleibt unbeschadet. Auch für den Menschen ist das Mittel ungefährlich.

Man will sie loswerden

Wer allerdings glaubt, Schnaken gäbe es nur im Sommer, der irrt. Auch jetzt im Winter gibt es sogenannte Hausmücken, die beispielsweise in Schlafzimmern zu finden sind. Die sind allerdings im Vergleich zur asiatischen Tigermücke eher harmlos. Letztere ist eine exotische Mückenart, die sich in den letzten Jahren in Deutschland ausgebreitet hat. Wie Becker erzählt, hat diese eine feste Population auch in Heidelberg, Karlsruhe, Freiburg und Lörrach gebildet. Problem: Der milde Winter kommt den Insekten entgegen, da sie bei diesen Temperaturen noch überleben können. Laut dem Forscher wird dann im Frühjahr bei wärmeren Temperaturen und Hochwasser einiges an Arbeit auf die Mückenbekämpfer zukommen, schließlich will man das Tier loswerden. Der Experte ist allerdings zuversichtlich, dass man das schaffen wird.

Asiatische Tigermücke nicht harmlos

Die asiatische Tigermücke ist nicht gerade harmlos. Das winzige Insekt gilt als eins der gefährlichsten der Welt und stammt aus Südostasien. Interessant: Ein Stich der Mücke ist eher ungefährlich, allerdings kann sie mehr als 20 Krankheitserreger aufnehmen und übertragen. Beispiele dafür sind Krankheiten wie Dengue-, Chikungunya- und Gelbfieber. Und: Der Moskito kann einen Krankheitserreger verbreiten, der in der Vergangenheit eine Epidemie in Lateinamerika auslöste – das sogenannte Zika-Virus. Bislang ist das in Deutschland zwar noch nicht von der Tigermücke übertragen worden, je größer die Population wird, desto höher sind die Chancen.